Kalbswürstel-Pastete, Blatt 34v

wilt du ain basteten machenn mit den kelbern wyrstlin

Food Magazin

Würste und Pasteten waren im 16. Jahrhundert sehr nachhaltige Speisen. Würste dienten zur möglichst weitgehenden Verwertung geschlachteter Tiere, außerdem ließ sich durch die Würzung die Haltbarkeit steigern. Pasteten waren ideale Gerichte zur Resteverwertung. Philippine Welsers Rezept verlangt allerdings nach frischen gemachten Würsten in einer eigens für sie gefertigten Teigumhüllung, somit dürfte es sich wohl um eine Spezialität gehandelt haben.

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Aus dem Kochbuch der Pilippine Welser

»wilt du ain basteten machenn mit den kelbern wyrstlin – mach die wyrstla wie mas sundt macht vnd  bratzs ain wenig nyt gar ab vnd mach ein rundenn hafenn vnnd legs dar ein wilt du gerenn so mach kain letzlin dar vm vnd brats nit vor nu wan dus hin neyn hast gelegtt so dau wein ber vnnd allerlay gwyrtz dar ein vnnd ain zucker machs mit ainer deckenn zu vnd las bachenn lanng sam magst vnnd wans schyr gebachen ist so geus ain halb achtlin malfasyer oder ranfel dar ein mach oben ein lechlin am ortt dar ein vnd geus durch ain drachterlin bys hin neyn kumptt nim zu disem kain malfasyer nur ain suben brye vnd ain agerest«

Transkript

(Willst Du eine Kalbswürstel-Pastete machen – Mach die Würstel, wie man sie sonst macht und brate sie ein wenig an, mach (aus Teig) einen runden Hafen, leg sie (die Würstel) hinein, wenn Du möchtest, mach keinen Rand herum und brate die Würstel nicht an, bevor du sie hinein legst. Dann gib Rosinen dazu und allerlei Gewürz und Zucker und schließe den Hafen mit einer Teigdecke und lass (die Pastete) langsam backen und wenn sie fast fertig gebacken ist, gieße ein halbes Achtel Malfasier oder Reinfall (Weißweinsorten) mit einem kleinen Trichter durch ein vorgefertigtes Loch in der Teigdecke. Statt dem Wein kannst Du auch Brühe oder Essig nehmen.)

Wann genau die erste Wurst im heutigen Sinne hergestellt wurde, lässt sich nicht mehr sagen.

Fest steht jedenfalls, dass schon Homer in seiner Odyssee (um die Wende vom 8. zum 7. Jahrhundert v. Chr.) eine Art von Blutwurst schildert, die siegreichen Kriegern als Belohnung angeboten wurde. Auch aus China ist aus dem 6. Vorchristlichen Jahrhundert ein Wurstrezept aus Lamm- Und Ziegenfleisch überliefert. Im deutschsprachigen Raum gibt es erste Belege für Würste im frühen Mittelalter. Bis zum 16. Jahrhundert wurden weit über 1500 Sorten verschiedener Würstel hergestellt und verkauft, inoffiziell hatte wohl jede gute Hausfrau ihr eigenes, ganz besonderes Würstel-Rezept.

Zum Nachkochen des Philippine Welser Rezeptes haben wir es uns leicht gemacht und (wie sonst auch) die frischen Kalbswürstel beim Metzger unseres Vertrauens geholt...

Für unsere Kalbswürstel Pastete haben wir verwendet (Zutaten):

Teig:

  • 200g Mehl
  • 1 Ei
  • Etwas Butter
  • Salz
  • Wasser

Fülle:

  • 3 Paar Kalbswürstel
  • Rosinen
  • Zimt
  • Nelke
  • Salz
  • Pfeffer
  • Zucker
  • 1/8 Grünen Veltliner

Katharina Seidl

Dr. Katharina Seidl ist Kuratorin auf Schloss Ambras Innsbruck und leitet die Kunstvermittlung.