Aus dem Kochbuch der Pilippine Welser
»Wilt du ain rechtt gutten Mandel dorttenn machen – So nim ain pfundt mandel auff ain disch reyb inn mit ainem rosenn waser ab das er gar klain wertt vnnd her aus jn ain schisel vnnd nim achtt neu gelettenn ayr das weys dar von vnnd klopfs das wird wie ain waser vnnd seychs vnnd nim gar ain achtalin rom vnnd klopfs dar ann an die ayr klar und ries ann denn mandel wol dar nach so dau fyl zucker dar ein das gar syes sey sunst yst er nit gutt vnnd wan er halb ab bachen ist so sprentzs jn mitt rosenn waser vnnd las jn fol ab bachenn mus gar gemach bachenn sein vnnd wenig glaud obenn sunst wirtt er braun«
Transkript
(Willst Du eine recht gute Mandeltorte machen – dann nimm ein Pfund (500g) Mandeln, zerreibe sie auf einem Tisch mit Rosenwasser sehr fein, gib sie (die geriebenen Mandeln) in eine Schüssel und nimm das Eiweiß von 8 frisch gelegten Eiern, schlag es, bis es flüssig ist wie Wasser, seih es ab, nimm einen Achtelliter Rahm, vermische ihn mit dem Eiweiß und verrühre diese Masse mit den Mandeln, danach gib so viel Zucker dazu, dass es recht süß ist, sonst schmeckt es nicht gut, und wenn der Kuchen halb gebacken ist, spritze etwas Rosenwasser darüber und lass ihn fertig backen, er muss langsam gebacken werden, mit wenig Glut von oben (Oberhitze), sonst wird er (zu) braun.)
Woher Mandeln eigentlich kommen, lässt sich nicht eindeutig feststellen.
Als Ursprungsregion des Mandelbaumes wird Asien vermutet und schon im alten Ägypten wurden Mandeln als Brotbeimischung verwendet. Gastronomisch, medizinisch und auch kosmetisch fanden Mandeln von der Antike bis in die Neuzeit Verwendung. In der Griechischen Mythologie heißt es, dass die Göttin Kybele es war, die den Mandelbaum aus nur einem einzigen Blutstropfen wachsen ließ. Schon im ersten nachchristlichen Jahrhundert verwendeten die Römer süße und bittere Mandeln als Arznei und zur Herstellung von Hautpflegemitteln. Über das römische Reich verbreiteten sich die Mandeln zuerst nach Nordafrika und später in das südwestliche Europa und in den deutschsprachigen Raum, wo einer der größten Förderer des öligen Kerns Karl der Große war.
Auch kulturgeschichtlich hat die Mandel in Europa ihre Spuren hinterlassen. Bis zur Romanik wurde Christus als Herrscher über die Welt in der Mandorla, einem mandelförmigen Heiligenschein, dargestellt. Die Mandel diente auch als Symbol für die unbefleckte Empfängnis.
Das Rezept Philippine Welsers kombiniert diese wertvolle Nuss mit einem weiteren Mariensymbol: der Rose. Die Verwendung von Rosenwasser in den arabisch beeinflussten Rezepten der Renaissance war natürlich immer auch ein Hinweis auf den Reichtum der Zeit: um 1 Liter Rosenwasser herzustellen, benötigte man mehrere Kilogramm duftende Rosenblüten.