Philippine Welser Food Magazin

Experimentelle Forschung mit Folgen für das Körpergewicht.

Food Magazin

Rezepte aus dem Kochbuch der Ambraser Schlossherrin Philippine Welser aus dem 16. Jahrhundert werden nachgekocht, gekostet, kommentiert und mit kulturgeschichtlichen Streiflichtern zur Kulinarik verfeinert.

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Philippine Welser (1527-1580), 1. Gemahlin von Erzherzog Ferdinand II. von Tirol, nach 1576, Zugeschrieben an: Johann Bocksberger d. Ä.

Wer war Philippine Welser?

Die Legenden um die Liebesbeziehung und ihre heimliche, nicht standesgemäße Heirat mit Erzherzog Ferdinand II., ihr Ruf als hilfsbereite, heilkundige Frau und ihr legendäres Kochbuch machen Philippine Welser zu einer der herausragendsten Frauen der Tiroler Geschichte. Wahrscheinlich traf sie Ferdinand, den Statthalter von Böhmen, während eines Aufenthaltes bei ihrer Tante Katharina von Loxan auf Schloss Bresnitz 1556 zum ersten Mal. Im Jänner 1557 wurden Philippine und Ferdinand II. heimlich getraut. Der Vater des Bräutigams, Ferdinand I., ab 1558 Kaiser, verlangte, die Verbindung geheim zu halten.  1564, nach dem dem Tod des Vaters, wurde Ferdinand II. Landesfürst von Tirol und ließ für Philippine Schloss Ambras zu einem Wohnschloss adaptieren. 1567 übersiedelten sie von Böhmen nach Ambras. Seit 1570 mehren sich Berichte von Philippines Leibarzt Georg Handsch über ihren sich verschlechternden Gesundheitszustand, sie starb am 24. April 1580.

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Kochbuch der Philippine Welser, Verfasser anonym, Augsburg, um 1543/44, Papier, Einband: Leder, 137 Bl.; H. 195 mm, B. 150 mm, Innsbruck, Schloss Ambras

Kochbuch der Philippine Welser

Verfasser anonym, Augsburg, um 1543/44
Papier, Einband: Leder, 137 Bl.; H. 195 mm, B. 150 mm
Innsbruck, Schloss Ambras, Inv.-Nr. PA 1473

Es ist ein Glücksfall, dass sich das Kochbuch der Philippine Welser in den Ambraser Sammlungen erhalten hat. Geschrieben wurde es um 1545, einige Nachträge stammen aus den 1560-80er Jahren. Wahrscheinlich ist es eine Rezeptsammlung, die Philippines Mutter Anna für ihre Tochter in Auftrag gab. Nur wenige nachgetragene Rezepte sind in Philippines Handschrift verfasst. Das Buch gibt also weniger die Essgewohnheiten der Tiroler Landesfürsten als die einer Augsburger Patrizierfamilie wieder.

Die Rezepte sind nach Herstellungsart der Speisen geordnet: Torten, Pasteten, Gebackenes, Musartiges, Fische, Sülzen, Suppen, gesottenes und eingemachtes Fleisch sowie Marzipan. Es gibt nur wenige Angaben über Mengen oder Garzeiten, auch die Würzung bleibt manchmal mit einem einfachen „gewirtz wol“ dem Koch oder der Köchin selbst überlassen. Wenn Gewürze genannt sind, handelt es sich meistens um kostbare exotische Gewürze wie Pfeffer, „rerla“ (Zimt), „jmber“ (Ingwer), „negala“ (Gewürznelken), „safren“ (Safran) oder „musgatblye“ (Muskatblüte).


Katharina Seidl

Dr. Katharina Seidl ist Kuratorin auf Schloss Ambras Innsbruck und leitet die Kunstvermittlung.