In unserer Zeit macht es kein großes Aufsehen mehr, wenn königliche Prinzen bürgerlich heiraten. Ganz anders vor 450 Jahren, als sich Erzherzog Ferdinand II. von Österreich (1529-1595) mit der Augsburgerin Philippine Welser (1527-1580) verheiratete. Dass ein Mitglied eines Fürstenhauses eine Affäre mit einer Bürgerlichen hatte, war nichts Bemerkenswertes. Unerhört war jedoch, dass der Urenkel, der Neffe und der Sohn eines Kaisers nicht standesgemäß heiratete.
Mit dieser Herzensentscheidung enttäuschte er nicht nur seine Familie, sondern verbaute sich auch glänzende Karrierechancen...
Der Vater akzeptierte schließlich die Verbindung, aber mit strengen Auflagen: absolute Geheimhaltung und Ausschluss der Kinder von der Thronfolge. Als für den ältesten Sohn Andreas die Kardinalswürde erworben werden konnte (1576), wurde die Geheimhaltung schließlich aufgehoben.
Um Philippine standesgemäß versorgt zu wissen, überschrieb Ferdinand seiner Frau Schloss Ambras mit ausgedehnten Ländereien auf Lebenszeit. In Schloss Ambras war also Philippine die »Herrin«, Ferdinand der gern gesehene Gast.
Nach dem Tod seiner Frau erwarb Ferdinand das Schloss von seinen Söhnen zurück und machte es zum Zentrum seines Sammelwesens. Im 19. Jahrhundert lieferte schließlich diese ungewöhnliche Verbindung eines Fürstensohnes mit einer Bürgerlichen schildernden Stoff für Theaterstücke, Romane und für Gemälde.
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