aus dem Kochbuch der Philippine Welser
»Wilt du ain erber dortten machen – so leg die erber auf das bedalin vnnd yber ses mit zucker dar nach leg aber erber dar auf vnnd wyder zucker bis das es yber let ist den mach ain zer schnite decke dar yber vnd las syttich bachenn wan er halb bachen ist so dau ain buder dar auff«
Transkript
(Willst du eine Erdbeertorte machen – man lege Erdbeeren auf einen Boden, überstreue sie mit Zucker, wiederhole den Vorgang, bedecke das Erdbeer-Zuckergemisch mit einem zerschnittenen Deckel und lasse das ganze backen bis es halb fertig ist, vor dem Fertigbacken gebe man noch Butter darauf.)
Heute lachen schon ab April frische, große, pralle Erdbeeren verführerisch aus den Regalen der Obstgeschäfte und Supermärkte – wie war das aber zur Zeit Philippine Welsers?
Im 16. Jahrhundert waren Erdbeeren ausschließlich kleine Wald- und Monatserdbeeren, die seit dem Mittelalter kultiviert wurden. Nach der Entdeckung Amerikas gelangte eine neue Erdbeerart nach Europa. 1623 wurde die Fragaria virginiana zum ersten Mal in einem europäischen Gartenkatalog erwähnt. Sie war aromatisch und viel grösser als die Walderdbeere und ließ sich ertragreich anbauen. 1714 wurde eine weitere Erdbeerart, die Fragaria chiloensis, aus Südamerika nach Europa gebracht. Da die Erträge nicht sehr hoch waren, kreuzte Antoine Nicolas Duchesne 1750 in Amsterdam die beiden Sorten, so entstand die heutige Gartenerdbeere, die Fragaria ananassa. Heute existieren weit über tausend Sorten, die sich aus dieser Stammsorte entwickelt haben.
Auch in der Bildenden Kunst sind Erdbeeren ein häufiges Motiv. Sie sind wegen der niedrigen Wuchsform ein Symbol für Demut und Bescheidenheit und als Rosengewächs ein Attribut der Jungfrau Maria. Wegen der dreiteiligen Blätter galten sie als Symbol der Dreieinigkeit, die fünf Blütenblätter standen bereits im Mittelalter für die Kreuzigungswunden Jesu. Der rote, nach unten hängende Fruchtkörper wurde als das vergossene Blut Christi gedeutet.