Wenn man sich vom Spanischen Saal über eine Wendeltreppe auf den Weg zum Hochschloss macht, weht einem in der warmen Jahreszeit der Duft würziger Kräuter entgegen.
Im Paradies- und Arzneimittelgarten wurden früher Pflanzen zu medizinischen Zwecken angebaut. Erzherzog Ferdinand II. hatte ein besonderes Interesse an der Medizin, was durch seine beachtliche Sammlung klassischer und zeitgenössischer medizinischer Literatur in der Ambraser Bibliothek dokumentiert ist.
Die Grundlage für die heutige Auswahl der Heilpflanzen bildet das in der Ambraser Sammlung erhaltene Arzneimittelbuch der Philippine Welser von 1560/70.
Anna Welser, die Mutter von Philippine, hatte es für ihre Tochter anfertigen lassen.
Arzneimittelbuch der Philippine Welser, Anna Welser, 1560-1570, Bresnitz, Bürglitz, Innsbruck
Das Gärtchen ist in seiner Abgeschlossenheit und Einfriedung als ein „Hortus conclusus“ angelegt, ein Paradiesgarten intimen Charakters.
Ein ummauerter, der Dame des Hauses vorbehaltener Paradiesgarten ist als „giardino segreto“ typisch für frühe Renaissancegärten: Er liegt unweit der Damenwohnräume im zweiten Geschoss des Hochschlosses und in der Nähe einer kleinen Küche zur persönlichen Verwendung der Schlossherrin.
Mitte des 16. Jahrhunderts veränderte sich die europäische Pflanzenwelt, indem Gewächse aus dem Orient und der Neuen Welt hinzukamen.
Diese neuen Pflanzen wurden im Garten als Schöpfungen der Natur durch die Kunst des Menschen gepflegt. Umfassende Fülle, Rarität und exotischer Charakter legen einen Vergleich mit der Kunst- und Wunderkammer nahe: War es fester Bestandteil höfischen Kultur, Kunst und „Wunder der Natur“ in der Kunstkammer zu sammeln, so wurden nun – neben exotischen Tieren in Menagerien – auch die Schöpfungen des Gartens bedeutsam.
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