»zur fürstlichen Kurzweil«

Kleine Rüstkammer

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Von der Jagdrüstkammer zum Ausstellungsraum

Die sogenannte „kleinen Rüstkammer“ bildete in der Planung Erzherzog Ferdinands II. eine Einheit mit der Bibliothek und dem Antiquarium, von denen sie jeweils durch zwei große Bogendurchgänge erreicht werden konnte. Das gesamte Ensemble diente dem humanistisch gebildeten Fürsten zur persönlichen Erbauung und Kurzweil. So waren alle Bereiche abgedeckt: die Schulung des Geistes durch die Beschäftigung mit der Antike und der Literatur sowie in der kleinen Rüstkammer, die auch als Jagdrüstkammer bezeichnet wurde, die körperliche Ertüchtigung. In der kleinen Rüstkammer waren ursprünglich Jagd- und Kriegswaffen: Armbrüste, Hirschfänger, Waidmesser, Degen, Dolche, Pistolen und Gewehre. Dazu kamen noch Blank- und Stangenwaffen, die auch heute noch an den Wänden des Raumes zu bestaunen sind.

Kleine Rüstkammer

Heute befinden sich hier außerdem zwei Samuraiharnische, absolute Raritäten von der Wende des 16. Zum 17. Jahrhundert, da sich weltweit nur sehr wenige Vergleichsexemplare in originalem Zustand erhalten haben. Sie folgen dem traditionellen Typus der sogenannten Moji odoshi dōmaru, der in Japan seit dem 14. Jahrhundert europäischer Zeitrechnung geläufig war.

Die Grundkonstruktion besteht aus waagrechten Eisen- und Hornplatten, die durch ein spezielles Flechtgewebe (odoshi) aus Seidenbändern in Längs- und Kreuzrichtung aneinandergebunden sind.

Auch Brust- und Rückenpanzer werden durch Schnürfäden zusammengehalten, die sich auf der rechten Seite öffnen und schließen lassen.

Die beiden Rüstungen dürften als Geschenke des Shogun Ieyasu um 1600 Europa erreicht haben und aus dem Besitz der habsburgisch-niederländischen Statthalter aus Brüssel im Zuge der französischen Revolution 1794 nach Wien gekommen sein. Von dort gelangten sie über Schloss Laxenburg Ende des 19. Jahrhunderts anlässlich der Wiederaufstellung der Ambraser Sammlung nach Innsbruck.

Ein weiteres Highlight in der kleinen Rüstkammer ist der Entwurf zum Kenotaph Kaiser Maximilians I.

Die imposante Zeichnung vom Prager Maler Florian Abel gehört zu den größten und am besten erhaltenen ihrer Gattung. Dem bis dahin unvollständigen Grabdenkmal Maximilians einen Sarkophag beizugeben, wurde auf Betreiben des Kaiserenkels Ferdinand I. initiiert. Abels Brüder, Bernhard und Arnold, begannen mit der Ausführung in Marmor, nach deren Tod setzte Alexander Colin die Arbeiten fort. Wie die heute erhaltenen Marmorreliefs am Kenotaph in der Innsbrucker Hofkirche zeigen, kam der hier präsentierte Entwurf nicht zur Ausführung. Das Format entspricht nicht den tatsächlichen Maßen, aber die Größe reicht an jene der Tumba heran.

Die Visierung, als einzigartige Dokumentation eines imperialen Monuments, kam wohl über den Erbweg in den Besitz des Tiroler Landesfürsten Erzherzog Ferdinand II. Dieser ließ den „Abriß Kaiser Maximilian des Ersten Grab“ in der Ambraser Bibliothek verwahren (zit. nach KK 6652, fol. 684r).

Kleine Rüstkammer

Schloss Ambras Innsbruck
Schlossstraße 20
6020 Innsbruck

Täglich von 10 - 17 Uhr

Im November geschlossen

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