Korallenberg, Koralle, Schnitzarbeit, Höhlenburg Kofels

2. Hälfte 16. Jahrhundert

derzeit ausgestellt:
Unterschloss, Kunstkammer

Objektbezeichnung

Korallenberg, Koralle, Schnitzarbeit, Höhlenburg Kofels

Kultur

Koralle: Italien (Genua, Trapani?), Schnitzarbeit: Tirol

Datierung

2. Hälfte 16. Jahrhundert

Material/Technik

Korallen, Gips auf einem Holzsockel

Maße

H. 54 cm

Bildrecht

Schloss Ambras Innsbruck

Inv. Nr.

Schloss Ambras Innsbruck, PA 983

Über das Objekt

Lange Zeit blieb unklar, ob es sich bei den seltenen und entsprechend wertvollen Korallen um Steine, Tiere oder Pflanzen handelt. Das geheimnisvolle Material war daher bei europäischen Sammlern sehr begehrt. Eine besondere Spezialität unter den daraus gefertigten Gegenständen bilden die Ambraser Gipsberge mit Korallen, bei denen es sich um Miniaturdarstellungen von topographisch bestimmbaren Landschaften handelt. Neben der Höhlenburg Kofels gibt es in der Ambraser Sammlung noch zwei weitere derartige Objekte: die Martinswand bei Innsbruck (PA 999) und die Zollstation Finstermünz im Inntal südlich von Nauders (PA 984). Auf den Stichen Matthäus Merians in der Topographia Provinciarum Austriacarum Austriae aus dem Jahre 1649 befinden sich diese Örtlichkeiten in einem nahezu gleichen Zustand wie auf den Korallenbergen.

In der Ambraser und der Münchner Kunstkammer gab es zahlreiche, Dioramen ähnelnde Kabinette, in denen unbearbeitete Korallenstämme und geschnitzte Korallenfiguren mit Muscheln und Schnecken zu (Meeres-) Grotten arrangiert wurden (vgl. Inv. Nr.: AM_PA_961). Das allen drei Korallenbergen gemeinsame Thema ist ebenfalls die Grotte beziehungsweise die Höhle, nur diesmal als Außenansicht: Bei Kofels im Trentino handelt es sich um eine Höhlenburg, in der Martinswand befindet sich die durch Kaiser Maximilian I. berühmt gewordene Höhle mit Kreuz, und der Vorgängerbau der Zollfeste Siegmundseck in Finstermünz war ebenfalls eine Höhlenburg. In natürliche Felshöhlen erbaute Burgen waren auch in gebirgigen Regionen eher selten. Die italienische Bezeichnung covolo von lat. cubalum ist im Trentino und Venetien die Bezeichnung für eine Höhlenburg schlechthin. Bis 1514 war Kofels abwechselnd in venezianischem und kaiserlichem Besitz. Von da an bildete Kofels bis 1752 eine österreichische Enklave im venezianischen Hoheitsgebiet. Finstere, aber auch niedere und böse Wesen hausten den Mythen zufolge in Höhlen: Ungeheuer aller Art, die Götter Vulkan und Pluto und verschiedentlich auch der Teufel. Demgegenüber wurde den Korallen eine schützende und lebensstärkende Kraft nachgesagt, denn sie entstanden dem Mythos zufolge aus Meeresgewächsen, die versteinerten, als der antike Held Perseus das abgeschlagene Haupt der Medusa darauf legte. Diese Entstehungssage begründete die Verwendung der Koralle als Talisman: Das durch seinen Blick alles versteinernde Gorgonenhaupt legte einen Schutz gegen den bösen Blick nahe.