Schreibzeug, Aufsatz, Mikroschnitzerei, Drechselarbeit, Holzarbeit

2. Hälfte 16. Jahrhundert

derzeit ausgestellt:
Unterschloss, Kunstkammer

Objektbezeichnung

Schreibzeug, Aufsatz, Mikroschnitzerei, Drechselarbeit, Holzarbeit

Kultur

Süddeutsch, Berchtesgaden ?

Datierung

2. Hälfte 16. Jahrhundert

Material/Technik

Holz

Maße

H. 44 cm, Dm. 21 cm

Bildrecht

Schloss Ambras Innsbruck

Inv. Nr.

Schloss Ambras Innsbruck, PA 779

Provenienz

Inventar 1596, fol. 475

Über das Objekt

Das Schreibzeug aus dünnen Holzspänen trägt die Gestalt eines mehrteiligen Zentralbaues mit kreisförmigem Grundriss. Der von Türmchen und Pavillons bekrönte obere Teil ist abnehmbar; im Inneren befinden sich zwei gedrechselte Tintenfässchen und eine ebenfalls gedrechselte Sandstreubüchse. Das äußerst fragile Objekt ist ohne jegliche Zweckbestimmung als reines Schaustück einer Kunstkammer konzipiert. Ein derartiges "kunststuckh" demonstriert die künstlerischhandwerklichen Fähigkeiten im Umgang mit dem Material, es zeichnet sich durch technische Perfektion und die an die Grenzen der statischen Möglichkeiten gehende Beherrschung der Drechselkunst aus. Der 18. Kasten der Ambraser Kunst- und Wunderkammer enthielt mehrere filigrane Holzdrechselarbeiten wie ein Heiliges Grab, Spindeln und verschiedene als "spil" bezeichnete Aufsätze. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wurden diese Objekte am Innsbrucker Hof im Auftrag Erzherzog Ferdinands II. angefertigt. Das Nachlassinventar von 1596 beschreibt das Schreibzeug folgendermaßen: "Ain hülzener gedräxlt und geschniczlter schreibzeug, geformiert wie ain thurn, gar khunstlich gemacht".

Erzherzog Ferdinand II. besaß in der Innsbrucker Hofburg nahe dem Lustgarten mehrere Werkstätten, darunter eine großzügig eingerichtete "träxlerei". In dieser wurden neben verschiedenen Schneideisen, Bohrern, Zangen, Sägen und Feilen laut Inventar von 1596 allein 325 "stuckh allerlei dräzeug" verwahrt. Die gedrechselten Objekte der Ambraser Kunstkammer weisen besonders filigrane Formen auf, die sie von anderen, zumeist aus späterer Zeit erhaltenen Drechselarbeiten stark unterscheiden, weshalb eine Entstehung im süddeutschen Raum, möglicherweise am Innsbrucker Hof, angenommen wird.