Marmorfrüchte

16. Jahrhundert

derzeit nicht ausgestellt.
Objektbezeichnung

Marmorfrüchte

Kultur

Italien (?)

Datierung

16. Jahrhundert

Material/Technik

Marmor, Holz

Maße

Äpfel: H. 7 cm
Birne: H. 11 cm

Bildrecht

Schloss Ambras Innsbruck

Inv. Nr.

Schloss Ambras Innsbruck, PA 911 bis PA 913

Über das Objekt

Die Früchte aus Marmor - zwei Äpfel und eine Birne - werden bereits im Nachlassinventar Erzherzog Ferdinands II. von 1596 neben täuschend echt aus Stein gefertigtem Konfekt und Eiern in einem "gelb gefirneisten Castl" erwähnt. Das Inventar von 1621 nennt auf fol. 350r "ain stainer kigele, mit aim hilzen Resl wie ain öpfl" und "ain dergleichen stuckh, wie ain pirn". Ähnliches Steinobst hat sich in der Kunstkammer von Stift Kremsmünster in Oberösterreich erhalten.

Ob die Marmorfrüchte reine Kunstkammerstücke waren, ist nicht völlig geklärt. Möglicherweise wurden sie auch als Scherzgegenstände unter echtes Obst gemischt und dienten so zur Täuschung und Unterhaltung der Gäste bei fürstlichen Festen, oder man verwendete sie als öfter einsetzbaren, also kostengünstigen Tischdekor.

Typisch für den Illusionismus der Spätrenaissance und des Manierismus ist die verblüffend naturalistische Fertigung der Früchte, die in Größe, Form und Farbe das Naturvorbild täuschend echt nachahmen. Stängel und Fruchtstände aus Metall sowie gemalte faule braune Stellen ergänzen dabei die Darstellungsmöglichkeiten der Steinschneidekunst, die im 16. Jahrhundert einen neuen Höhepunkt erreichte. Vor allem am Hof Rudolfs II. in Prag, dessen Vorliebe für manierierte Naturdarstellungen sich besonders in den aus Früchten zusammengesetzten Porträts Giuseppe Arcimboldos widerspiegelt, arbeiteten zahlreiche berühmte Steinschneider, unter ihnen die Mitglieder der Mailänder Familie Miseroni. Die Verwendung von unvergänglichem Material belegt den Wunsch des Kunsthandwerkers, die eigene Schaffenskraft zu verewigen. Unter Zuhilfenahme verschiedener naturwissenschaftlicher Disziplinen wird die Natur zwar nach eigenen Vorstellungen geformt und gestaltet; dabei steht aber das Bestreben im Vordergrund, die göttliche Schöpfung so zu zeigen, wie sie wirklich ist.

 

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